Sonntag, 7. September 2008

Machu Picchu {Ma-tschu Pik-tschu}

Zuerst mal zur Aussprache: Die halbe Welt spricht es {Mat-schu Pit-schu} also so aus, als ob man es mit 2x "ch" schreiben wuerde. Ein Fuehrer bei den Ruinen selbst, der selbst Quetchua spricht, hat uns aber beteuert {Mat-schu PiK-tschu} ist korrekt. Wie in korrektem Spanisch auch, werden also aus dem "cch" ein {k-tsch}

Tja, was soll man ueber diesen in vielerlei Hinsicht extremen Ort schreiben?
Die komplette Geschichte und auch die vielen Mythen sind in tausenden Reisefuehreren, oder einfach hier nachzulesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Machu_Picchu

"Extrem" zu berichten waere erstmals, die gigantische Touristen-Abzocke, die rund um MP stattfindet. Alles, aber auch absolut alles, kostet in der Region zwischen Cuzco und MP das doppelte von jedem beliebigen anderen Ort in Peru - was fuer uns ja immer noch akzeptable Preise sind. Was einen dann aber doch vom Hocker haut, sind die Package-Preise fuer einen 1-Tages-Ausflug nach MP. Auch nach Vergleich einiger Angebote bleibt einem nix anderes uebrig, als 180 bis 200 US-$ (135 bis 150 EUR) fuer die Bahnfahrt plus Bus-Shuttle hoch auf den Berg plus Eintritt incl. Fuehrung pro Person auf den Tisch zu blaettern. Mit viel Zeit ginge es auch etwas guenstiger, aber unter 150 $ ist nichts zu holen, wenn man von Cuzco aus MP besuchen moechte. Also haben wir dann zaehneknirrschend EUR 415,- auf den Tisch gelegt um zu dritt einen Tag lang MP zu erforschen.

Zum Ablauf:
Es ist fuer absolut alles gesorgt: Man wird um 06:20 frueh vom Hotel abgeholt, zum Bahnhof gebracht, der Zug faehrt knappe 4 Stunden nach MP. Dort wartet schon der Guide, genauer gesagt eine Horde von Anbietern, die alle wild Namen rufend versuchen "Ihre" Kunden herauszusuchen. Dann gehts im Shuttle-Bus (modernstes Modell aus dem Raum Stuttgart) auf einer Strasse mit gefuehlten 100 Serpentinen auf den Berg. Dort wieder wildes Namens-Gerufe, bis die Besucher-Truppen endlich beisammen sind. Kurz darauf die Erkenntnis, dass es bloed ist, wenn zwei Gruppen parallel losziehen, in denen sowohl spanisch als auch englisch gesprochen werden muss. Also Neu-Zuordnung... was dazu fuehrt, dass eine Spanisch-Gruppe mit gut 20 Leuten und eine "Rest-of-the-World"-Gruppe mit rund 40 Leuten losziehen. Nach Beendigung der Fuehrung kann man noch selbst in der Anlage rumlaufen. Dann gehts per Bus (oder zu Fuss) wieder ins Tal, per Zug wieder in Richtung Cuzco. Allerdings heimwaerts nur den halben Weg. Den Rest per Bus. Da wartet schon wieder das Taxi ins Hotel. Absoluter Full-Service, fuer doofe Touris halt. Das war aber auch der einzige Punkt der mich etwas genervt hat. Saumaessig viel Geld abziehen und dann dieses Durcheinander und die Frechheit in eine 40-er Horde gequetscht zu werden.

Was gibts zu sehen?
Der Ort selbst entschaedigt recht schnell fuer alles, was vorher daneben ging. Es ist einfach der Hammer! Trotz 100er Bilder und Berichten, die man schon im Kopf hat - wenn man dann erstmals da steht und SELBST diesen Blick geniesst - es ist was voellig anderes. Sehr schoen ist auch, dass man fast die gesamte Anlage selbst durchwandern kann, es werden einem erst so die Dimensionen bewusst. Es ist und bleibt einfach unglaublich, was da die Inkas auf den Bergkamm in 2300 bis 3000m Hoehe gezaubert haben. Alles ist in einwandfrei entweder original erhaltenem, oder soweit restaurierten Zustand, dass es stabil bleibt. Die Steinmetz-Technik, die u.a. dazu beitraegt, dass alles so gut wie Erdbebensicher ist, ohne Vergleich. Auch bei den Pyramiden oder auf tollen Burgen bleibt einem nicht so sehr die Spucke weg, wenn man sich vorstellt, wie das in angeblich nur vier Jahren gebaut wurde. Unser Guide - er ist ein Quechua - war am Anfang etwas gewoehnungsbeduerftig ob seines "Inka-English", wie er es selbst nannte, aber ein lustiger und kompetenter Typ, der sehr authentisch und emotional die gesamte Story rund um das Inka-Reich rueberbrachte.

Urteil:
Am Ende vom Tag war wir einstimmig der Meinung: Machu Picchu ist absolut sein Geld wert, daran vorbeizufahren waere straeflicher Unfug. Wertung: +++

Empfehlungen:
Wenn ich wieder hierher kaeme, wuerde ich auf jeden Fall die Anreise nach MP schon am Vortag machen, in einem der Hotels am Fuss vom Berg uebernachten, was natuerlich nochmals den Preis erhoeht (:-( aber einem die Chance gibt, schon morgens um 09:00 auf den Berg zu kommen, was *erheblich* angenehmer sein duerfte. Nur so ein Detail: Auf den beruehmten Berg, der auf jedem MP Bild zu sehen ist, duerfen pro Tag nur 400 Besucher rauf. Um 12:00 war die Liste bereits voll, obwohl die Zuege aus Cuzco erst ab 11:00 Uhr ankommen... Es ist halt alles ein schreckliches Gedraenge. Daher meine Empfehlung: ZWEI Tage Zeit fuer MP einplanen, dann ist es ein Traum.

Heute sind wir bereits weiter nach Puno gefahren. Gesehen haben wir noch nicht viel vom Titicaca-See, ausser einem kurzen Blick vom Bus aus. Morgen gehts dann schon auf die bolivianische Seite nach Copacabana. Wir werden von uns hoeren lassen, sobald es da was zu berichten gibt.
Viele Gruesse an alle Daheimgebliebenen,
Hermann & Co.

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